Die Giglberger Eine etwas andere WG

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Die Giglberger

Josef Liebl war 38 Jahre alt, als er und seine Frau Rosemarie beschlossen, ihr Leben umzukrempeln. Als gelernter Landwirt, musste er in einer Fabrik arbeiten, um den väterlichen Hof weiter bewirtschaften zu können. Der 15 ha große Hof auf dem Giglberg, in der Nähe von Dorfen, brachte nicht mehr genug ein, um die Familie zu ernähren. Nicht mehr, nachdem Tschernobyl und ein paar Jahre darauf der BSE-Skandal den Markt für kleine Ökobauern einbrechen ließen. Den Liebls blieb nichts anderes übrig, als Nebenerwerb zu betreiben. Doch der eintönigeTrott in der Fabrik, die Aussicht tagein, tagaus auf Jahre hin immer die gleiche stupide Tätigkeit machen zu müssen, ließ die beiden schon mal verzweifeln. Es war dann Rosemarie, die die Reißleine zog und beschloss, sich eine andere Arbeit zu suchen. Sie ging zu den Barmherzigen Brüdern nach Algasing, in das Wohn- und Pflegeheim für Behinderte, und begann dort als Stationshilfe zu arbeiten. Von dem Moment an änderte sich alles im Leben der Liebls.

Rosemarie war so fasziniert von der Atmosphäre in Algasing, von der Arbeit mit den Bewohnern dort, dass sie beschloss, den Beruf der Heilerziehungspflegerin zu erlernen. Josef Liebl, der seine Frau an ihrem neuen Arbeitsplatz oft besuchte, war ebenfalls angetan, bewarb sich und konnte als Pflegehilfskraft anfangen. Als die beiden etwas später ihre Ausbildung zum Heilerziehungspfleger begannen, waren die Liebls die Ältesten in ihrer Gruppe.

Heute betreiben Josef und Rosemarie Liebl die "Wohngemeinschaft am Giglberg", eine Einrichtung der stationären Behindertenhilfe. Und: Alle drei Söhne der Familie, die in dieser etwas anderen WG groß geworden sind, arbeiten inzwischen auch als Heilerziehungspfleger mit in der elterlichen Einrichtung.

 

29 geistig oder mehrfach behinderte Menschen wohnen auf dem inzwischen speziell für ihre Bedürfnisse umgebauten Bauernhof und werden dort in ihrer alltäglichen Lebensführung begleitet und betreut. Das Motto auf dem Giglberg ist: "Leben auf dem Land - Integration in die Gesellschaft". Leben auf dem Land bedeutet für die Bewohner in Giglberg zahlreiche Entfaltungsmöglichkeiten. So können sie sich beispielsweise um die Tiere kümmern – von Alpaka, Hase oder Huhn, bis Ziege oder auch beim Holz Machen mit einbringen. Und Integration in die Gesellschaft bedeutet, dass sie in zahlreichen Vereinen, ob Gartenbauverein oder Eishockeyverein ebenso wie in der Kirchengemeinde mit eingebunden sind. Sie sind einfach die Giglberger und gehören dazu.

 

 

Filmbeiträge: Monika Manoutschehri

 

 

 

 

 

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Wohngemeinschaft am Giglberg