Aus meiner Perspektive: Ein Portrait

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Aus meiner Perspektive
Ein Portrait

Als Jutta und Enno Kleinert 1984 Eltern einer Tochter wurden merkten sie recht schnell, dass die Hebammen miteinander tuschelten. Was aber genau mit ihrer Tochter war, erfuhren sie erst später, da die Ärzte ihnen zunächst nichts genaues sagen wollten.

Itje hat Achondroplasie, eine Form von etwa 100 verschiedenen Formen von Kleinwuchs. Ganz zufällig stießen die Kleinerts auf eine Anzeige der „Elterngruppe kleinwüchsiger Kinder“. Hier kamen sie das erste Mal mit kleinwüchsigen Menschen in Kontakt und konnten über ihre Fragen und Ängste sprechen. Der Austausch mit den Menschen der Selbsthilfegruppe ist ein wichtiger Bestandteil in ihrem Leben geworden, Stütze und Quell großer Freude. Hier fühlten sie sich endlich wie eine „normale“ Familie und bekamen schon früh Tipps, wie Itje selbständiger leben kann.

Selbständig zu sein ist auch heute noch das Wichtigste für Itje. Die Umwelt macht es ihr aber oft nicht leicht und das Bewusstsein mit welchen Widrigkeiten Kleinwüchsige in ganz alltäglichen Situationen kämpfen, fehlt den meisten Menschen.

 Im Supermarkt muss Itje immer jemanden um Hilfe bitten, wenn sie etwas aus einem oberen Regal kaufen möchte; in der U-Bahn wird ihr nicht selten ein Rucksack ins Gesicht geschleudert. An schlechten Tagen kauft sie deshalb nur Waren, die sie im Regal selbst erreichen kann und vermeidet es, mit der U-Bahn zu fahren. Itje fühlt sich ständig den Blicken anderer Menschen ausgesetzt, die mit Fingern auf sie zeigen. „Wenn ich Jugendliche lachen höre, gehe ich grundsätzlich davon aus, dass sie über mich lachen“, erzählt sie. Und „durch diese Blicke fühle ich mich manchmal wie ein Monster von einem anderen Planeten“.

Ihre Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau musste sie abbrechen, weil sie von ihrer Chefin gemobbt wurde. Sie kam wohl mit der Behinderung nicht zurecht. Während dieser Zeit bekam Itje Depressionen. Sie traute sich nichts mehr zu.

Doch dann entdeckte sie plötzlich das Fotografieren für sich. „ Die Kamera ist für mich wie eine Art Schutzschild“. Landschaftsaufnahmen, Beobachtung von Menschen. Es zeigte sich schnell, dass Itje Begabung und ein gutes Auge hat. Gerade im Bereich der Band- und Konzertfotografie machte sie sich unter ihrem Künstlernamen Käthe de Koe schnell einen Namen. Eine Münchner Galerie stellt ihre Werke regelmäßig aus.

Sie hatte all ihre Lieblingsbands schon vor der Linse und pflegt zu vielen von ihnen ein freundschaftliches Verhältnis. Im Atomic Café, das sie selbst als „ihr Wohnzimmer“ bezeichnet, verbringt sie viele Abende und fotografiert Musiker, Bands, Menschen.

Momentan arbeitet Itje in der Bildagentur ihrer Mutter mit, aber sie hofft, ihren Lebensunterhalt bald nur mit ihrer Fotografie zu bestreiten. Der andere große Wunsch: eine eigene Familie gründen.

 

 Ein Film von Lia Jaspers

 

 

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Galerie Ingo Seufert Käthe deKoe